Predigt, 13.11.2022 Thema: Hinterm Horizont

14.11.2022

J.Berewinkel

Stellt euch vor, wir säßen nicht hier in der Kirche, sondern an einem schönen See irgendwo im Wald. Es ist Spätsommer. Es ist warm. Du ...

Stellt euch vor, wir säßen nicht hier in der Kirche, sondern an einem schönen See irgendwo im Wald. Es ist Spätsommer. Es ist warm. Du sitzt da am Ufer des Sees. Die Sonne bescheint die Wasseroberfläche. Bäume werfen Schatten. Einige Insekten schwirren herum. Könnt Ihr Euch das vorstellen?
Du schaust auf die Wasseroberfläche. Und da entdeckst du einen Wasserläufer.

(Bild: Wasserläufer)
Ihr kennt bestimmt diese Tiere: Ganz zart, mit langen Beinen. Sie sind so leicht, dass sie auf dem Wasser laufen können. Die Oberflächenspannung des Wassers trägt sie.

Versetzt euch doch einmal in so einen Wasserläufer! Wie sieht er die Welt? Wie ist sein Horizont?

Für ihn besteht die Welt aus der Wasserfläche, die sich da endlos vor ihm ausbreitet. Auf dieser Fläche kennt er sich aus. Da läuft er den ganzen Tag herum, läuft immer weiter und erkundet neue Bereiche. Er sieht die kleinen Insekten, die über die Fläche fliegen und von denen er sich ernährt. Er bemerkt sofort, wenn irgendetwas die Oberfläche berührt. Er kennt sich wirklich gut aus in seinem Lebensbereich, auf der Oberfläche.

Aber er ahnt gar nicht, dass es unter ihm, unter der Oberfläche, eine andere Welt gibt, eine riesige Welt von unermesslicher Tiefe.
Vielleicht sieht er, wie ab und zu von unten etwas hochkommt und plötzlich aus dem Wasser schießt. Doch für den Wasserläufer kommt das sozusagen aus dem Nichts. Er hat auch gar keinen Zugang zu dieser Tiefenwelt. Die Oberfläche, die ihn trägt, ist zugleich eine Grenze, die er nicht durchstoßen kann.
Darum: Real ist für ihn nur die sichtbare, vertraute, sichere Oberfläche.

Wir Menschen sind wie so ein Wasserläufer. Unsere Welt ist der dreidimensionale Raum mit der Zeit als der vierten Dimension. In diesem Raum leben wir. Da kennen wir uns aus. Den erforschen wir. Da können wir unseren Horizont immer weiter stecken. Können mit neuen Teleskopen immer tiefer ins All schauen und mit immer besseren Mikroskopen in die winzige Welt der Atome sehen. So dehnen wir unsere Grenzen immer mehr aus. Aber wir bleiben auf der Oberfläche. Diese ganz riesige Welt ist nur die dünne Haut, auf der wir leben.

Und viele Menschen ahnen nicht, dass es dahinter bzw. darunter ein viel tiefere Welt gibt.

Wir haben keinen Zugang zu dieser anderen Welt. Da geht’s uns wie dem Wasserläufer. Da ist eine Grenze, die wir nicht durchstoßen können.

Ein Wasserläufer wird nicht groß nachdenken über die Grenzen seines Lebens. Aber wir Menschen denken nach. Und wir stellen uns Fragen:
Was ist jenseits dieser Grenze? Was ist unter unserer vierdimensionalen Welt? Was ist jenseits von Raum und Zeit?
Gibt es überhaupt irgendwas da? Oder ist unter der Oberfläche Schluss?

Wir haben keinen direkten Zugang dahin.
Aber es gibt doch Indizien. Es gibt Spuren.
Und wie die Detektive können wir diesen Spuren nachspüren.

Drei Spuren möchte ich Ihnen nennen, die darauf hinweisen, dass es wirklich eine tiefere Welt gibt, eine Welt jenseits von Raum und Zeit.

Drei Spuren nenne ich und dann ein Schlüsselloch.

Die erste Spur: Grabkultur
Es ist eine kulturhistorische Spur. So weit man die Menschheitsgeschichte zurückverfolgen kann, war es so, dass Menschen die Verstorbenen begraben haben. Und fast immer hat man ihnen etwas mit ins Grab gelegt, eine Grabbeilage. Das weist darauf hin, dass die Menschen schon immer geglaubt haben, dass die Verstorbenen nicht einfach weg sind, sondern in irgendeiner Weise in ein neues Leben eingehen. Dass es also ein Leben jenseits des Todes gibt.
Das ist doch interessant, oder? Zu allen Zeiten, in allen Kulturen war der Glaube da, dass dieses Leben in Raum und Zeit nicht alles ist! Wie kommt man nur darauf? Entweder ist da die Menschheit kollektiv auf dem Holzweg gewesen oder die Menschen hatten schon immer eine Ahnung von einer anderen, tieferen Wirklichkeit.

Die zweite Spur sind Nahtoderfahrungen.
Es gibt viele Menschen, die die Grenze des Todes berührt haben. Die klinisch tot waren und wieder zurückgeholt wurden.
Die meisten Menschen, die das erlebt haben, haben eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht:
Sie erleben, dass sie aus ihrem Körper herausgehen, erleben einen Tunnel, erleben Licht, in das sie hineingehen.
Sie kennen bestimmt diese Berichte.
Es ist beeindruckend, wie groß die Übereinstimmung ist. Und es ist beeindruckend, wie Menschen, die das erlebt haben, von dieser Erfahrung verändert wurden.

Natürlich kann man das Ganze auch als das Ergebnis von irgendwelchen biochemischen Prozessen ansehen, die da im Gehirn ablaufen. Ein Beweis für ein Leben nach dem Tod ist es nicht. Aber eine Spur. Ein Indiz, dass der Geist beim Übergang in den Tod nicht einfach zerfällt, sondern in eine neue Welt eintaucht.

Eine dritte Spur kommt aus der Physik.
Bedeutende Physiker wie Stephen Hawking und andere gehen davon aus, dass es nicht nur unser Universum gibt, sondern dass es viele Paralleluniversen gibt. Sie nehmen an, dass es neben unseren vier Dimensionen auch noch eine fünfte, sechste oder siebte Dimension gibt.

Wir können uns das nicht vorstellen. Wir können ja nur räumlich denken, weil wir einfach nichts anderes kennen. Das ist unsere Grenze.
Aber es spricht naturwissenschaftlich überhaupt nichts gegen die Annahme, dass es andere Dimensionen gibt und andere Welten, die jenseits unserer Raum-Zeit-Welt liegen.
Wenn jemand das nicht glauben kann, dann liegt das nicht daran, dass er zu wissenschaftlich ist, sondern daran, dass er zu wenig Fantasie hat.

Das waren drei Spuren.
Es sind Hinweise, die uns ins Nachdenken bringen und die es einfach plausibel machen, dass es jenseits von Raum und Zeit noch eine andere Wirklichkeit geben könnte, dass unsere Welt wirklich nur die Oberfläche ist.

Jetzt möchte ich Ihnen noch ein Schlüsselloch präsentieren.

Vor 2000 Jahren betrat jemand unsere Erde, der aus dieser anderen Welt kam.
Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht die Überzeugung, dass Jesus nicht nur ein netter Mensch war, sondern von Gott kam, von Gottes Welt.
Wir feiern in ein paar Wochen seine Geburt.
Da ist er sozusagen aufgetaucht aus der Tiefe an die Oberfläche.
Und mit seiner Auferstehung ist er zurückgekehrt in diese andere Dimension.

Kurz vor seinem Abschied hat Jesus seinen Jüngern etwas sehr Interessantes gesagt:

„Lasst euch im Herzen keine Angst machen. Glaubt an Gott und glaubt auch an mich. Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht versprochen: Ich gehe dorthin, um einen Platz für euch bereit zu machen. Und wenn ich dorthin gegangen bin und einen Platz für euch bereit gemacht habe, werde ich wiederkommen. Dann werde ich euch zu mir holen. Denn dort, wo ich bin, sollt auch ihr sein.“ (Johannes 14, 1-3)

Diese Worte sind wie ein Schlüsselloch.
Wir können da durchschauen und sehen einen kleinen Schimmer von dieser anderen Welt.
Gott ist da, in dieser anderen Welt. Wir werden in seiner Nähe sein. Und da gibt es Wohnungen. Da ist ein Lebensraum. Jesus geht dorthin zurück und macht Appartements bereit. Er macht Platz für uns, für alle.

Natürlich ist das eine bildhafte Sprache. Wie es dort genau sein wird, das werden wir uns ohnehin nicht vorstellen können. Die Bibel ist sehr zurückhaltend mit genaueren Aussagen, wie das sein wird. Es wird völlig anders sein als alles, was wir kennen. Aber es wird ganz bestimmt nicht langweilig sein. Kein langweiliges Herumsitzen und Harfe zupfen. Sondern wir werden in Gottes unmittelbarer Nähe sein. Direkt dran am Energiezentrum des Universums. Da wird Leben sein, viel voller und praller und bunter als wir uns ausmalen können.

Die Frage ist natürlich: Ist das denn wahr, was Jesus hier sagt? Oder ist das nur eine von tausend Fantasievorstellungen?

Wenn Jesus wirklich aus dieser anderen Welt zu uns gekommen ist, dann hat das, was er da sagt, eine hohe Glaubwürdigkeit. Dann ist das mehr als eine Fantasie oder Ahnung. Dann spricht er von etwas, was er kennt. Dann haben wir hier Informationen aus erster Hand.
Dann sind seine Worte wirklich wie ein Schlüsselloch in diese andere Welt.

Die Kernfrage ist also: Wer ist Jesus? Ist Jesus wirklich der, der er zu sein behauptet? Kommt er wirklich von Gott?

Auf diese Frage können Sie nur ganz persönlich eine Antwort finden.
Ich kann Ihnen zwar sagen: Ich selber glaube ihm. Ich bin sogar fest überzeugt, dass er von Gott kommt. Und ich bin überzeugt, dass er jetzt hier ist, ganz nah, direkt unter der Oberfläche.
Aber so ein statement hilft Ihnen wenig.

Wenn Sie eine eigene Antwort finden wollen, dann wird das nur so gehen, dass Sie sich auf Jesus einlassen, den Kontakt mit ihm suchen und einen Vertrauensschritt auf ihn zugehen.

 

Was liegt hinter dem Horizont?
Was liegt unterhalb unserer dreidimensionalen Welt?
Das können wir nicht auf rein theoretischem Weg herausfinden, sondern nur auf eine existenzielle Weise, indem wir uns selber wagen, öffnen, einlassen.

Ich hoffe, ich hab Ihnen ein bisschen Lust gemacht, auf Spurensuche zu gehen, mit Neugier und Offenheit. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Nähe ganz persönlich erleben!

Amen.