(An alle GD-Teilnehmer werden Tonscherben verteilt)
Liebe Geschwister,
wenn man so eine Scherbe anschaut und anfühlt, dann weiß man: da ist etwas unwiederbringlich kaputt gegangen, zerbrochen.
Das wird nie mehr so werden wie es einmal war.
Scherben bedeuten Zerbruch.
Es gibt nicht nur Scherben im Haushalt.
Es gibt auch Scherben im menschlichen Leben.
Viele von Euch haben das wohl schon erlebt.
Je älter man wird, desto mehr Scherbenhaufen sieht man, im eigenen Leben und im Leben von anderen:
Lebensträume zerbrechen an der harten Realität des Lebens:
der Traumberuf kann nicht realisiert werden,
das Geld reicht nicht für ein eigenes Haus,
der Kinderwunsch bleibt unerfüllt.
Beziehungen gehen in die Brüche. Aus eigenem Versagen oder auch ohne dass man etwas dafür kann.
Familien zerbrechen an einer Erbstreitigkeit.
Das Ansehen eines Menschen zerbricht, weil ein Betrug aufgedeckt wurde, oder auch weil ihm etwas Falsches angehängt wurde.
Die Gesundheit zeigt Brüche.
Der Tod eines lieben Menschen hinterlässt Scherben, lässt Lebenspläne und Hoffnungen zerbrechen.
Wofür könnte die Scherbe stehen, die Du gerade in deiner Hand hältst? …
Wir haben alle den tiefen Wunsch in uns nach Ganzheit; nach einem ganzen, heilen Leben; einem Leben, das wie eine schöne, heile Vase ist.
Aber wir erleben alle, mehr oder weniger, dass unser Leben nicht so ganz ist, wie wir uns das erträumen.
Es liegt vielleicht nicht alles in Scherben, aber diese Risse diese Brüche sind da. Und jeder von uns kennt sie. Oder?
Wie kommt das eigentlich?
Die Risse und Brüche unseres Lebens sind Teil eines großen Risses, der diese Welt durchzieht. Und wenn man diesen großen Riss zurückverfolgt auf seinen Ursprung, dann sieht man: Er entstand ganz am Anfang, als die ersten Menschen ihre Beziehung zu Gott, ihrem Schöpfer, abgebrochen haben.
Es ist das, was in der Bibel als der Sündenfall bezeichnet wird.
Vielleicht klingt diese Geschichte in deinen Ohren erst mal wie eine alte, seltsame Geschichte. Aber es ist keine alte Geschichte. Und es liegt nicht hinter uns. Sondern hier wird in ganz einfachen Worten etwas beschrieben, das unsere Realität heute ist, etwas, das wir bis heute spüren:
Diese Welt ist eine gebrochene Welt, weil sie mit dem Schöpfer gebrochen hat. Und an den Folgen leiden wir bis heute: Sünde, Unrecht, Schmerz und Tod brechen das heile Leben entzwei. Ein Riss, der bis in unser eigenes Herz reicht.
Risse, Scherben statt Ganzheit.
Gott will das nicht. Die ganze Bibel spricht davon. Gott will nicht, dass unser Leben ein Scherbenhaufen ist. Er will heilen; will ganz machen.
Wir haben das eben in der Lesung gehört.
Als Jesus auf der Erde war, hat er immer wieder Menschen geheilt: Taubstumme, Blinde, Gelähmte.
Das sprach sich herum; obwohl Jesus immer wieder gesagt hat: Sag es nicht weiter! – natürlich haben die Geheilten das erzählt und das war der Grund, warum die Leute scharenweise hinter ihm hergelaufen sind.
Jesus hat Menschen körperlich geheilt.
Und er hat viele auch innerlich heil gemacht: Kaputte Menschen, die durch ihn verwandelt wurden: Ausgestoßene, Kriminelle, Prostituierte, Besessene – wo Leute mit Jesus in Kontakt kamen, da wurde etwas heil. In diesem Wirken von Jesus zeigt sich, was Gott für unser Leben will.
Diese Zeit, als Jesus auf unserer Erde war, das war eine ganz besondere Zeit. Gott wohnte leiblich, physisch unter uns. Das ist heute leider anders.
Aber Gott ist ja immer noch da. Nicht mehr physisch. Nicht mehr sichtbar. Aber durch seinen Geist ist er mitten unter uns.
Und er will auch heute unser Leben heil machen.
Es gibt einen Psalm, da wird das deutlich.
Da steht: (Bildschirm)
„Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind
und verbindet ihre Wunden.“ (Psalm 147, 3)
Das gilt für uns!
Gott will die Brüche unseres Lebens heilen.
Er will unser Leben ganz machen.
Aber WIE macht er das?
Wenn man sich die Berichte in den Evangelien durchliest, wie eben bei der Heilung des Taubstummen, dann kriegt man den Eindruck: Das Heilwerden passiert – Zack – von einem Moment auf den anderen. Eine Berührung, ein Wort, ein Fingerschnipsen und alles ist wieder gut.
Das kommt wohl vor. Aber das ist sehr selten.
Gerade bei den seelischen Brüchen, bei den Brüchen in der Lebensgeschichte braucht das Heilwerden oft viel Zeit.
Und es ist in der Regel auch nicht so, dass Gott den Bruch einfach rückgängig macht als wäre da nie etwas geschehen.
Wenn Gott zerbrochene Herzen heilt, dann geschieht das meist doch eher so, dass Er aus den Bruchstücken etwas Neues schafft.
Gott nimmt die Scherben unseres Lebens in seine Hand und fügt sie zusammen, so dass etwas Neues, Gutes, Ganzes daraus entsteht.
Das sieht man auch wiederum an Jesus.
Ich möchte Euch ein Bild zeigen, dass das veranschaulicht. (Bild: Scherbenkreuz)
Ihr seht hier ein Kreuz.
Aber es ist ein besonderes Kreuz.
Ein Kreuz aus Scherben.
Einige Scherben sind Spiegelstücke.
Wer da reinschaut, kann sich selbst darin sehen.
Kann sein eigenes Leben darin sehen.
Dieses Bild kann uns helfen zu verstehen wie Gott unsere Brüche heilt.
Das Leben von Jesus war ja selber in Scherben zerbrochen.
Ohne eigenes Verschulden.
Er wurde nur 36 Jahre alt. Ein Mann, der nie etwas Böses getan hat. Plötzlich wird er als Krimineller hingestellt. Rufmord. Heimliche Verhaftung.
Freunde verraten und verleugnen ihn.
Ein verlogener Prozess. Folter und Demütigung und ein grausamer Tod.
Eine Scherbenbiografie.
Aber Gott hat aus diesen Scherben etwas Ganzes gemacht. Etwas Gutes gemacht.
Jesus hat das selber so gesehen: Beim Abendmahl vor seiner Verhaftung sagt er seinen Jüngern: Mein Leib wird für euch gebrochen.
Mein Leben – für euch hingegeben.
Der Prophet Jesaja schreibt: „Durch seine Wunden seid ihr heil geworden“.
Der Tod von Jesus, dieser Zerbruch, ist der Anfang eines Heilungsprozesses, einer Versöhnung zwischen Gott und Mensch.
Das ist ein großes Geheimnis. Und es klingt paradox, aber es ist eine tiefe Wahrheit:
Der Riss, der durch diese Welt geht, der uns von Gott trennt, der wurde hier geschlossen.
Und so hat Gott aus diesem schlimmen Tod etwas Gutes gemacht. Er hat diese Scherben zu etwas Ganzem, Sinnvollen zusammengefügt. Wie auf diesem Bild.
Und auf ganz ähnliche Weise kann Er auch unser Leben heil und ganz machen. Nicht so, dass plötzlich alle Scherben verschwunden sind. Nicht so, dass unser Leben wieder so ist als wäre da nie etwas in die Brüche gegangen.
Sondern so, dass ER die Scherben unseres Lebens zu etwas Neuem, Ganzem zusammenfügt.
Ich habe mal eine Biografie gelesen von einem Pastor in den USA, Gordon McDonald. Der ist inzwischen schon ziemlich alt.
Als junger Pastor hat er eine fantastische Arbeit geleistet. Seine Gemeinde blühte und wuchs. Er schrieb Bücher, die auch ins Deutsche übersetzt wurden und die viele Christen inspirierten. Er hat sehr, sehr viel gearbeitet und viel erreicht.
Dann ging seine Ehe in die Brüche. Und zwar durch seine eigene Schuld. Er wurde seiner Frau untreu, fing eine Affäre an. Und alles, was ihm in seinem Leben bis dahin wichtig war – seine Frau, seine Kinder, seine Gemeindearbeit, sein Ruf, seine Beziehung zu Gott – alles zerbrach.
Sein Leben war ein Scherbenhaufen.
Aber dann kam es zu einer Wende.
Er hielt Gott die Scherben seines Lebens hin.
Er gestand seine Schuld ein, vor Gott, seiner Frau, vor Freunden und der Gemeinde.
Und er durfte erleben, dass seine Frau und seine Kinder ihm vergeben konnten.
Er konnte einen neuen Dienst in einer Gemeinde übernehmen.
Da ist etwas heil geworden.
Allerdings – sein Leben wurde nie mehr wie es vorher war.
Er hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben, das heißt: „Wenn alles zerbricht“.
Darin schreibt er: „Ich bin ein Mensch, dessen Welt zerbrochen ist, weil ich vor ein paar Jahren den Bund meiner Ehe verraten habe. Bis zu meinem Tod werde ich mit dem Wissen leben müssen, dass ich meiner Frau, meinen Kindern, Freunden und anderen Menschen, die mir viele Jahre vertraut haben, tiefen Kummer bereitet habe.“
Die Scherben, die Bruchstellen werden sein Leben lang sichtbar bleiben und immer wieder spürbar sein.
Aber Gordon McDonald hat auch erlebt, dass Gott aus diesen Scherben etwas Neues gemacht hat. Etwas, was trotz aller Bruchstellen tief und schön und gut ist.
Seine Ehe hat eine Tiefe erreicht, die sie so vorher nicht gehabt hat. Seine Bücher, seine Vorträge sind noch tiefer, noch echter und hilfreicher geworden.
Er ist barmherziger geworden mit den Fehlern anderer.
Und für viele Menschen, gerade für solche, die Zerbrüche erlebt haben, ist Gordon McDonald ein ganz, ganz wichtiger Gesprächspartner geworden, ein Segen geworden.
Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind.
Nicht alles wird in diesem Leben heil. Die letzte, volle Heilung werden wir erst in der Ewigkeit erleben.
Aber: Wenn wir Gott die Scherben unseres Lebens – die selbstverschuldeten und unverschuldeten – hinhalten, wenn wir mit ihm darüber ehrlich sprechen, sie ihm übergeben, dann nimmt er sie in seine Hände und klebt sie mit dem Kleber der Gnade zusammen zu etwas Neuem, das eine neue Qualität hat, eine eigene Schönheit und Ganzheit.
Blaise Pascal, der große Mathematiker, war überzeugter Christ und hat einmal einen Satz gesagt, den ich sehr liebe:
„Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“
Die Bruchstücke, die Scherben unseres Lebens Gott ganz überlassen.
Uns selbst Gott ganz überlassen.
So kann Gott Zerbrochenes heilen.
Und der Friede Gottes, der alle Vernunft übersteigt, bewahre eure Herzen und Gedanken in Jesus Christus.
Amen.
(An alle GD-Teilnehmer werden Tonscherben verteilt)
Liebe Geschwister,
wenn man so eine Scherbe anschaut und anfühlt, dann weiß man: da ist etwas unwiederbringlich kaputt gegangen, zerbrochen.
Das ...