Predigt, 8.8.21 (Predigtreihe Jesus, Rabbi Teil 3)

11.8.2021

J.Berewinkel

Predigt, 8.8.21 Predigtreihe Jesus, Rabbi Teil 3 Liebe Geschwister, „taufen dich in Jesu Namen. Er ist unsre Hoffnung. Amen.“ So haben wir es gerade gesungen und so haben wir ...

Predigt, 8.8.21 Predigtreihe Jesus, Rabbi Teil 3

Liebe Geschwister,

„taufen dich in Jesu Namen.
Er ist unsre Hoffnung. Amen.“

So haben wir es gerade gesungen und so haben wir es mit Elsa gemacht.
In der Taufe haben wir sie gleichsam in die Hände von Jesus gelegt, sie mit ihm verbandelt.
Weil er unsere Hoffnung ist. Unser Orientierungspunkt.

Wir kommen heute zum dritten Teil einer Predigtreihe, wo es um diese Orientierung an Jesus geht. Wir haben uns in den letzten Predigten angeschaut, wie Jesus gewirkt hat als Rabbi, als Lebenscoach. Als einer, der das Leben von Menschen tiefgreifend verändert hat.

Veränderung ist ja eine schwierige Sache. Im eigenen Leben und in der Kirche.
Der Präses unserer Rheinischen Kirche, Thorsten Latzel, hat kürzlich gesagt:
„Als Kirche haben wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Wir sind gut im Diskutieren, aber schlecht im Verändern.“

Und das ist ja nicht nur ein Problem in der Kirche, sondern oft auch im eigenen Leben.
Meistens mangelt es nicht an Erkenntnis, sondern an der Umsetzung.
Wir wissen ja, wie es gut wäre zu leben, gesund zu leben, klimafreundlich zu leben, wie wir mit den Kollegen und unseren Kindern und Eltern umgehen sollten. Wir wissen das alles. Das Problem ist nicht die fehlende Erkenntnis, sondern die Umsetzung der Erkenntnisse in die Tat. Da hapert es vor allem.

Wie kommt es zu echter Veränderung? Wie werden aus neuen Einsichten neue Handlungen? Wie kann auch der Glaube an Gott vom Kopf ins Herz und in die Hände kommen? Das ist das Thema unserer Predigtreihe. In den ersten beiden Teilen haben wir gesehen, dass von Jesus eine phänomenale Veränderungskraft ausging. Er war ein Transformer, einer, der das Leben vieler Menschen tiefgreifend verwandelt hat.
Wir haben gesehen, dass das mit seiner Lehre und mit seinen Lehrmethoden zu tun hatte. Jesus war kein Dozent, der Theorien vermittelt hat, sondern er war ein Coach, der mit seinen Jüngern eine neue Praxis eingeübt hat.
Aber das ist noch nicht das Wichtigste.

Die stärkste Veränderungskraft lag nicht in seiner Botschaft, auch nicht in seinen Methoden, sondern in seiner Persönlichkeit.

Jesus war eine Person, von der eine ungeheuer starke Liebe ausging. Und diese Liebe, die von Jesus ausstrahlte, hatte eine enorm verändernde Kraft.

Dabei war Jesus nicht immer nett. Er war keiner, der ständig gelächelt hat und immer „lieb“ zu allen war. Seine Liebe keine freundliche Fassade, sondern sie war tief und echt. Jesus konnte sehr ernst und scharf werden, hat sich vor keinem Konflikt gedrückt. Aber die Menschen müssen gespürt haben, dass von dieser Person etwas ausging, eine Kraft, eine Wahrhaftigkeit und Güte, die völlig neu und einzigartig war.

Die Evangelien deuten das ja alles nur ganz zart an. Wie stark diese Veränderungskraft war, das sieht man an der Wirkung, die Jesus auf Menschen hatte.
Schauen wir uns zum Beispiel mal den Apostel Johannes an. Er und sein Bruder Jakobus waren Fischer am See Genezareth. Johannes war noch ein Teenager. Jesus beruft ihn vom Fischerboot weg.
Es gibt ein paar kleine Details in den Evangelien, die uns zeigen, was für ein Typ Johannes war.
In den Evangelien werden die beiden manchmal auch die „Donnersöhne“ genannt. Das war ihr Spitzname. Und das war kein Kompliment. Johannes und Jakobus waren aufbrausend, cholerisch, wurden schnell aggressiv.
Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Jesus mal mit den Jüngern durch ein Dorf in Samarien zog. Die Dorfbewohner wollten sie nicht aufnehmen. Da sagen Jakobus und Johannes zu Jesus: Herr, wir könnten doch jetzt Gott bitten, dass er Feuer vom Himmel fallen lässt und das ganze Dorf hier abfackelt! (Lk. 9,54) So waren die beiden drauf.
Johannes, ein Teenager voller Testosteron, voller Wut und Gewaltbereitschaft. Ein Donnersohn.

Aber die Liebe von Jesus hat ihn verändert. In diesen Jahren, wo er mit Jesus zusammen wahr, da hat dieser Hitzkopf eine Liebe erlebt, die ihn tief berührt und die ihn angesteckt hat.

Er wurde einer der ganz großen Liebenden in der Urkirche. Er hat im Alter Briefe geschrieben. Die stehen in der Bibel. Wenn Sie die lesen, dann spüren Sie, wie sehr die Liebe von Jesus sein Leben verändert hat. Wie sie sein Denken, seine Sprache und alles geprägt hat.
Er schreibt da an die Christen in seiner Umgebung: „Lasst uns lieben, denn ER hat uns zuerst geliebt!“
Liebe hat eine enorm verändernde Kraft!

Oder nehmen wir Maria von Magdala. Das war eine von den Frauen, die Jesus nachfolgten. Sie stammte wohl aus dem Prostituiertenmilieu. Immer wieder hatte sie falsche Liebe erlebt. Sie wurde ausgenutzt, wurde erniedrigt und hatte alle Würde verloren. Maria war eine gebrochene Gestalt. Aber dann begegnet sie Jesus. Jesus nimmt sie auf in seinen Jüngerkreis. Und da erlebt diese Frau, dass sie als Person wertgeschätzt wird, dass sie Würde hat, dass ein Neuanfang für sie möglich ist. Das hatte eine enorme Wirkung auf sie. Sie ist da innerlich aufgeblüht, bekam wieder Rückgrat, bekam Mut. Sie wurden die treueste von allen Jesus-Nachfolgern. Sie blieb bei Jesus am Kreuz bis er starb und sie war die erste, die ihn als Auferstandenen erlebt hat.
Die Liebe, die Maria erfahren hat, hat aus dieser gebrochenen Frau eine starke und selbstbewusste Persönlichkeit gemacht.

Nichts verändert Menschen so sehr zum Guten, wie die Erfahrung von echter Liebe.

Das ist bei Kindern so.
Liebe ist das wirksamste Erziehungsmittel.
Ihre Liebe zu Elsa ist die stärkste Kraft, um ihren Charakter positiv zu beeinflussen.
Natürlich gehört zur Erziehung auch das Prinzip von Lohn und Strafe. Das ist so.
Es gibt Nachtisch, wenn das Kind den Brokkoli aufisst.
Und es gibt ernstes Stirnrunzeln, wenn es den Brokkoli wieder ausspuckt.
Lohn und Strafe gehören zur Erziehung dazu.
Aber diese Maßnahmen können eine Person nur äußerlich formen.
Die Liebe geht viel tiefer.
Liebe erreicht das Herz und verändert eine Person von innen her.

Das ist bei Kindern so.
Das ist aber auch bei erwachsenen Menschen so.
Wenn Sie einen Menschen verändern wollen, dann ist Liebe die stärkste Kraft.
Natürlich muss man als Gesellschaft auch mit Lohn und Strafe arbeiten, im Beruf und im Straßenverkehr und bei der Pandemiebekämpfung. Da braucht man Anreize und Sanktionen und solche Dinge. Aber die können nur das äußere Verhalten normieren.

Die Liebe erreicht das Herz.
Liebe ist der Schlüssel zum Inneren eines Menschen.

Wenn Sie also die Welt zum Guten verändern wollen, dann verschenken Sie Liebe!
An Ihren brummeligen Kollegen, an die schlechtgelaunte Frau an der Kasse oder an den anstrengenden Nachbarn.

Und wenn Sie die Welt noch mehr verändern wollen, dann verdoppeln Sie Ihre Liebe!
Es gibt in der Welt keine stärkere Veränderungskraft.

Das können wir bei Jesus sehen und da können wir ihn zum Vorbild nehmen.

Wobei Jesus noch viel mehr ist als ein Vorbild.
Ein Vorbild an Liebe kann auch Mutter Theresa sein oder Gandhi oder Franziskus. Vorbilder können uns inspirieren. Sie sind ein Appell: Werde auch so!

Bei Jesus ist es anders.
Er appelliert nicht nur an unsere Liebesfähigkeit.
Sondern er ist auch ihre Quelle.

Jesus ist ja nicht nur eine Figur aus der Vergangenheit. Sondern wir glauben an ihn als Lebendigen, als Auferstandenen, der jetzt, heute morgen, hier unter uns ist.

Und die Liebe, die damals von ihm ausging, die ist auch heute da. Bei ihm können wir diese Liebe tanken. Bei ihm können wir sie erfahren.

Das ist der Schlüssel.
Das ist das Geheimnis des Christseins.
Wir verehren hier keinen Toten, der vor 2000 Jahren mal Liebe versprüht hat. Sondern es geht um den Kontakt mit dem Lebendigen, bei dem ein riesiges Reservoir an Liebe ist, verborgen, aber zugänglich.

Vor 10 Jahren wurde in Südamerika ein unterirdischer See entdeckt: Der aquifero alter do chao. Ein Süßwassersee, tief unter der Erde, mit exzellentem Trinkwasser. Dieses Wasserreservoir hat einen Umfang, den man sich kaum vorstellen kann: 86.000 Kubikkilometer. Zum Vergleich: Der Bodensee hat 48 Kubikkilometer.
Von dem Wasser im aquifero alter könnte die ganze Menschheit 200 Jahre lang trinken. Das Wasser ist verborgen unter der Erde. Man muss tief graben, um da dran zu kommen. Aber wenn man da dran kommt, hat man genug Wasser für alle Zeiten.

Mit der Liebe ist es wie mit dem Wasser.
Wir brauchen eine Quelle, aus der wir Liebe schöpfen können.

Und bei Gott, bei Jesus ist ein riesiges Reservoir. Groß wie der aquifero alter. Unerschöpflich.
Es ist verborgen und man muss etwas graben, um da dran zu kommen. Aber wenn wir an dieser Quelle sind, dann haben wir genug bis zum Lebensende.

Jesus ist ein großartiger Rabbi.
Ein echter Lebenscoach.
Ein Transformer, der unser Leben durch seine Liebe verwandelt.

Ich wünsche es Elsa und ich wünsche es uns allen, dass Jesus auch unser Coach wird.

Amen.