Predigt 13.6.2021 (Familien-Gottesdienst)

13.6.2021

J.Berewinkel

Gen.16, 13 – Du bist ein Gott, der mich sieht Manchmal ist es richtig gut, wenn man gesehen wird. Zum Beispiel, wenn man sich verirrt hat, wie ...

Gen.16, 13 – Du bist ein Gott, der mich sieht

Manchmal ist es richtig gut, wenn man gesehen wird.
Zum Beispiel, wenn man sich verirrt hat, wie Lucy.
Oder wenn es einem ganz schlecht geht.

Vor langer Zeit lebte eine Frau, die war auch froh, dass sie gesehen wurde.
Die Frau hieß Hagar.
Sie war die Dienerin von Sara, der Frau von Abraham.

Hagar war schwanger.
Sie hatte einen schönen runden Bauch, und sie freute sich, dass sie bald ihr erstes Kind bekommen würde.

Sara, ihre Herrin, wäre auch gern schwanger gewesen. Sie und Abraham warteten schon ganz lange auf ein Kind. Aber es kam nicht.

Hagar war ein bisschen fies zu Sara.
Wenn sie zusammen waren, dann streichelte sie sich über den Bauch und sagte: Oh, schau mal, Herrin, mein Bauch ist wieder etwas dicker geworden. In ein paar Monaten werde ich mein Kind bekommen.
Tja, und du…

Und das machte Sara so richtig wütend.
Sie gab Hagar die schwerste Arbeit. Sie musste putzen, obwohl schon alles sauber war und sie musste die schweren Eimer mit Wasser vom Brunnen holen und wenn sie abends ganz müde war, dann musste sie noch Essen kochen und abwaschen.
Sara war richtig gemein zu ihr. Sie quälte Hagar und sie schimpfte sie aus wegen jeder Kleinigkeit.

Hagar dachte: Das halt ich nicht mehr aus. Es ist so schlimm. Das ertrage ich nicht länger.
Und dann lief sie eines Morgens weg.
Einfach weg.
Sie wusste gar nicht, wo sie hin soll.
Sie wollte nur weg von Sara.

So lief sie in den Süden.
Da, wo keiner wohnte. Wo niemand sie finden würde.

Sie lief und lief.
Es war anstrengend.
Ihr Bauch war schon ganz dick und schwer.
Die Füße taten ihr weh. Aber sie lief weiter.

Die Gegend wurde immer trockener, immer einsamer. Kein Mensch war mehr da. Kein Haus. Keine Bäume. Bald war auch kein Gras mehr da.
Nur Steine und Sand.

Hagar war in der Wüste.
Eine riesige Wüste. Kilometer weit.
Da wuchs nichts mehr. Nur ein paar Dornsträucher.
Und die Sonne brannte. Es war so heiß!

Hagar hatte großen Durst.
Aber weit und breit gab es kein Wasser.
Es war ganz trocken.
Oh weh, dachte Hagar, was mache ich nur?!
Wenn ich nicht bald etwas zum Trinken finde, werde ich verdursten und mein Kind wird sterben.

Sie irrte weiter. Sie stolperte und fiel hin und ging weiter. Und sie war sehr verzweifelt.

Aber dann fand sie Wasser.
Es war eine kleine Quelle in einer Felsspalte. Da kam frisches Wasser raus.

Hagar trank und trank. Das tat so gut!
Und dann setzte sie sich an die Quelle in der Wüste und ruhte sich aus.

Und da hörte sie Gottes Stimme.
Gott sprach zu ihr.

Ich weiß nicht, wie das genau war.
Es war wohl nur ein ganz leises Flüstern, wie ein Windhauch.
Aber Hagar wusste, dass es Gott ist, der große Schöpfer. Gott, von dem ihr Herr, Abraham, öfters erzählt hatte. Der hatte auch Gottes Stimme gehört.

Und Gott sprach zu Hagar:
Hagar, geh wieder zurück zu Sara und Abraham.
Ich werde dir helfen.
Und du wirst ein Kind bekommen.
Und ich werde für dich und dein Kind sorgen.
Vertrau mir!

Und da sagt Hagar einen Satz, der ist ganz wichtig: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

Sie hatte sich in der Wüste so allein gefühlt;
so verlassen und verloren.
Und jetzt merkt sie: Ich bin gar nicht allein.
Gott sieht mich.
Der sieht, wie es mir geht und sieht, was ich brauche und versorgt mich, dass ich leben kann.

Du bist ein Gott, der mich sieht.

So ist Gott auch heute.
Er sieht uns.
Wir können ihn nicht sehen, aber er sieht uns.
In jeder Situation.

Wenn du dich verirrt hast, dann sieht Gott dich.
Wenn du ganz allein bist und wenn es dir schlecht geht und du denkst: Keiner versteht mich – Gott ist da uns sieht in dein Herz und versteht deine Gedanken!

Und wenn du Angst hast vor einer schweren Sache, die vor dir liegt: Gott sieht dich an. Er weiß, was kommt und er trägt dich da durch.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Das klingt so schlicht.
Und es ist doch so tief, und so tröstlich:
Gott schaut dich an.
Und ER wird dich nie aus dem Blick verlieren. Nie!

Es gibt ein Gedicht von Hilde Domin. Das war eine große Wortkünstlerin und eine feine Beobachterin.
Die schrieb einmal:
Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehn und sagen,
dass es dich gibt.

Davon leben wir: dass Augen uns ansehen.
Dass Menschen da sind, die uns freundlich anschauen, die uns Bedeutung geben und Halt.

Und wenn kein Mensch da ist, dann ist doch immer noch Gott da.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Das hat Hagar erfahren.
Und das können wir heute erfahren.

Und darum sind wir geborgen, wunderbar geborgen,
bei dem Gott, der uns nie aus dem Blick verliert.
Amen.