Predigt 23.5.2021 (Pfingstfest)

24.5.2021

J.Berewinkel

Lesung: Apostelgeschichte 2, 1-12 Lieber Geschwister, der Pfarrer einer kleinen Landgemeinde redet mit seiner Küsterin. Sie planen das Pfingstfest. Man müsste doch mal zu Pfingsten so einen ...

Lesung: Apostelgeschichte 2, 1-12

Lieber Geschwister,
der Pfarrer einer kleinen Landgemeinde redet mit seiner Küsterin. Sie planen das Pfingstfest. Man müsste doch mal zu Pfingsten so einen richtigen Knaller bringen, wo die Leute aufhorchen und was sie nie vergessen!
Sie überlegen und dann kommt ihnen eine geniale Idee. Im Chorraum der Kirche war ein kleines Fenster. Die Küsterin soll nun eine Taube besorgen und in dem Moment, wo der Pfarrer in der Predigt ruft „Komm, Heiliger Geist!“ soll sie die Taube durch dieses kleine Fenster in die Kirche fliegen lassen.
Alles wird vorbereitet.
Der Pfarrer betritt am Pfingstfest die Kanzel.
Er ist bei der Predigt Feuer und Flamme.

Und schließlich kommt die entscheidende Stelle. Er ruft: „Komm, Heiliger Geist!“
Er wartet. Nichts geschieht.
Er ruft noch einmal: „Komm, Heiliger Geist!“. Nichts rührt sich. Er dreht sich zu dem kleinen Fenster ruft zum dritten Mal: „Komm, Heiliger Geist!“. Da schaut die Küsterin durch das Fenster und sagt ganz peinlich berührt: „Der Heilige Geist ist weggeflogen!“

Manchmal habe ich den Eindruck:
Ja, so ist es.
Der Hl Geist ist irgendwie verschwunden. Ausgeflogen.
Man ruft ihn, aber er scheint nicht zu kommen.

Kirche entstand, als der Heilige Geist in die Jünger kam und sie von innen her bewegte.
Und ohne diesen Geist ist Kirche tot.
Da sind wir eine Religionsbehörde.
Da wird über Gott geredet.
Da werden kluge Gedanken formuliert.
Da wird an die Moral und den guten Willen appelliert.
Aber es fehlt das Leben.

Gerade bei uns in Deutschland leidet die Kirche darunter.
Sie ist so sehr verkopft.
Da wird viel Richtiges gesagt und gefordert, aber es wirkt vielfach so theoretisch, so leblos.

Wenn man sich weltweit umschaut, dann sieht man:
Es kann auch anders sein.
Überall auf der Welt wachsen Kirchen.
Es wachsen vor allem die Kirchen, in denen der Heilige Geist ernstgenommen wird, wo man mit seinem Wirken rechnet.
Es sind die Pfingstkirchen oder charismatische Kirchen.
Da hören die Menschen nicht nur kluge Theologie, sondern sie können etwas erleben und spüren von dieser Kraft.
Und darum breiten sich diese Kirchen aus.

Allerdings gibt es in diesen Pfingstkirchen auch große Probleme.
Da wird so stark auf die eigenen Erfahrungen und Gefühle geschaut, dass man nicht mehr kritisch reflektiert, was da passiert.
Da wird im Namen des Heiligen Geistes eine Menge Unfug gemacht.

Und darum ist es ganz wichtig, dass wir uns mit dem Heiligen Geist befassen und klären: Wer ist er und wie wirkt er und wie können wir ihn erfahren?

Die Bibel beschreibt den Heiligen Geist eigentlich immer in Bildern.
In dem Bibeltext, den wir eben gehört haben, kommen die vor.
Als die Jünger beim ersten Pfingstfest in Jerusalem zusammen sitzen, da erleben sie einen Wind. Plötzlich weht es durch das Haus und die Jünger werden vom Geist erfüllt.

Der Heilige Geist ist wie der Wind.

Im Hebräischen, in der Sprache des AT, ist Wort für Wind: Ruach.
Ruach bedeutet aber auch „Geist“.
Wind und Geist – dasselbe Wort.

Im Griechischen ist es genau so.
Pneuma bedeutet Wind, aber auch Geist.

Wind – das ist eine Kraft, unsichtbar, ungreifbar, nicht zu kontrollieren. Wir sehen den Wind nicht, aber wir sehen und spüren seine Wirkung. Wie sehen, wie Laub aufwirbelt und Bäume biegt.

Und mit dem Heiligen Geist ist es ganz ähnlich.
Der Geist ist eine unsichtbare Kraft, eine Kraft von Gott. Und diese Kraft wirkt und bringt unser Leben in Bewegung.
So war das bei den Jüngern damals bei dem Pfingstfest in Jerusalem. Sie saßen da zusammen und waren irgendwie lethargisch, mutlos, perspektivlos.
Jesus war auferstanden zum Himmel gefahren – schön für ihn. Aber nun saßen sie da und waren allein. Was soll jetzt werden? Sollen sie wieder als Fischer arbeiten oder was? Kein Plan, keine Motivation. Sie waren träge und ängstlich.

Und dann kam diese Kraft und blies in ihr Herz und brachte sie in Bewegung.
Die Stimmung änderte sich. Freude kam auf und neuer Schwung.
Sie standen auf und gingen raus auf die Straße.
Sie machten den Mund auf und fingen an, mit den Leuten über Jesus zu reden und zu erzählen, was sie mit Jesus erlebt haben.

Der Heilige Geist bringt in Bewegung.
Das ist ja für uns, für unser persönliches Leben hoch relevant.
Manchmal sind wir irgendwie lethargisch und antriebslos. Ist ja auch kein Wunder nach so langer Coronazeit und wenn dann auch noch der Mai so verregnet ist – dann fehlt einem irgendwie die Antriebskraft.

Der Heilige Geist ist eine Kraft, die uns in Bewegung bringen kann. Die uns neuen Schwung, neue Lust, neuen Mut geben kann.

Ich will einmal veranschaulichen, wie der Geist wirkt.

(Fön zeigen)
Das ist der Heilige Geist.

(TT-Ball zeigen)
Und das hier sind wir, das ist unser Leben.
Unser Leben ist von Natur aus träge.
Wir machen Luftsprünge, aber fallen schnell wieder zurück.
Und manchmal, da liegen wir einfach nur am Boden und können uns zu nichts mehr aufraffen.

(Fön anmachen)
Doch wenn der Heilige Geist aktiv wird, dann kommt unser Leben in Bewegung.
Die Unlust vergeht und die Lethargie verschwindet.
Der träge Glaube wird lebendig.
Die kalte Liebe wird wach und aktiv.
Hoffnung entsteht.
Begeisterung kommt auf.
Der Glaube kommt in Bewegung und wir kriegen Lust, hinzugehen zu anderen Menschen und von unserem Glauben etwas weiterzugeben.

Es ist eine wirkliche Kraft, die uns da bewegt.

Es ist aber keine chaotische Kraft.
Der Heilige Geist ist kein Geist, der uns hin- und herreißt, der unser Leben ins Chaos stürzt.
Sondern im Gegenteil.
Der Heilige Geist ist eine Kraft, die unser Leben stabilisiert. Sie bewegt uns und gibt unserem Leben zugleich Festigkeit, Richtung, Klarheit und Beständigkeit.

Wo der Heilige Geist weht, da kommt unser Leben in eine positive, stabile Bewegung.
In eine positive, stabile Richtung.
Eine Bewegung hin zu Gott und hin zu den Menschen.

So wirkt der Heilige Geist – wie ein Wind.
Lukas beschreibt den Geist aber auch noch mit einem anderen Bild:
Der Geist ist wie Feuer!

Als der Geist kommt, da erscheinen Feuerflammen und sie setzen sich auf die Jünger.

Der Geist – wie ein Feuer.

(Feuerzeug anmachen)
Was hat der Heilige Geist mit dem Feuer gemeinsam?

Feuer – das ist Energie.
Energie, die Wärme bringt.

Ich weiß nicht, wer von Ihnen einen Kamin hat.
Wenn es draußen kalt und nass ist – wie jetzt – dann gibt es nichts Schöneres, als ein Feuer anzumachen und zu spüren, wie das Feuer den Raum erwärmt.

Der Heilige Geist ist wie ein heiliges Feuer.
Er erwärmt unsere kalten Herzen.

Er bringt Verhärtungen zum Schmelzen.

Wenn wir etwas Schlimmes erleben, dann kann das unser Herz verhärten.
Wenn uns ein Mensch auf schlimme Weise enttäuscht oder uns Böses tut, dann macht uns das hart.
Wir können und wollen uns nicht mehr einfühlen in diesen Menschen, empfinden keine Empathie mehr.
Das Herz wird hart.

Das Herz kann auch hart werden, weil wir über uns selbst enttäuscht sind oder weil wir uns vom Leben betrogen fühlen.

Unser Herz kann hart werden gegenüber Gott.
Da sind Vorurteile, die wir wie harte Mauern aufgebaut haben.

Der Heilige Geist kann alle diese Verhärtungen zum Schmelzen bringen.
Er ist ein Feuer, das unser Herz wieder weich und warm macht,
Wir empfangen eine neue Liebesfähigkeit.
Wir können Liebe empfinden, Liebe zu Gott und Lieben zu seinen Menschen.

Ich habe das einige Male erlebt wie Menschen bewusst Christen wurden und den Heiligen Geist empfingen und da ein Feuer in ihnen anging und eine neue Liebe entstand, neue Herzlichkeit und Nähe und Offenheit.

Feuer, das das Herz erwärmt.

Feuer bedeutet aber auch Helligkeit.

Als es noch keinen Strom gab, da war Feuer die Lichtquelle in der Dunkelheit.

Ich erinnere mich noch, dass es früher, als wir Kinder waren, noch manchmal Stromausfälle gab. Vielleicht erinnern Sie sich auch an solche Vorfälle. Plötzlich war alles dunkel. Und dann haben wir ein Feuerzeug gesucht und Kerzen angezündet. Und so konnte man wieder etwas sehen.

Der Heilige Geist ist wie so eine Feuerflamme, die Licht bringt.

Licht – das heißt Klarheit und Wahrheit.

Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern:
Wenn ich zurück zum Vater gehe, dann sende ich euch den Heiligen Geist. Und wenn der kommt, dann wird er euch in die ganze Wahrheit führen. (Joh. 16, 13)

Der Heilige Geist bringt uns Licht und hilft uns, die Wahrheit zu erkennen.
Die Wahrheit über Gott, über Jesus.
Die Wahrheit über uns selbst.

Es gibt ja so Situationen, wo alles so wirr erscheint. Wo wir nicht wissen: Was stimmt denn jetzt? Was ist echt und was ist nur Schein? Was ist wahr und was ist Lüge? Was ist richtig und was ist verkehrt?

Vielleicht sind Sie gerade in so einer Situation. Dann können Sie den Heiligen Geist bitten: Mach es doch hell! Zünde doch ein Licht an und gib mir Klarheit!

Das brauchen wir persönlich. Und das brauchen wir in unserer Gemeinde so dringend: Licht und Klarheit.

Wir werden am Ende vom GD ein Lied hören, den Pfingstklassiker. Da beten wir:

O komm du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein! Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.

Der Heilige Geist – eine Kraft.
Wie ein Wind, der uns in Bewegung bringt, zu Gott und zu den Menschen.
Wie ein Feuer, das uns wärmt und das uns Licht und Klarheit bringt.

Wenn wir als Christen leben wollen, dann brauchen wir diesen Geist, diese Kraft.
Und ich glaube daran, dass er noch nicht verschwunden ist aus unserer Kirche.
Wir brauchen nur ein ehrliches, offenes Herz und die aufrichtige Bitte:
Heiliger Geist, komm doch bitte auch zu mir!
Amen.