Predigt, 3. Advent 2021 Familien-GD, „Hab keine Angst!“

12.12.2021

J.Berewinkel

Nazareth ist ein kleines Dorf im Norden von Israel. Ein unbedeutendes und langweiliges Dorf. Das würde keiner kennen – wenn da nicht vor langer Zeit bestimmte ...

Nazareth ist ein kleines Dorf im Norden von Israel.
Ein unbedeutendes und langweiliges Dorf. Das würde keiner kennen – wenn da nicht vor langer Zeit bestimmte Dinge passiert wären.

(Bild 1)
Vor langer Zeit lebte nämlich in diesem Dorf ein Mädchen. Sie hieß Maria. Sie war Teenager, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt. Ein ganz normales Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Sie hatte keine großen Ansprüche und Erwartungen an das Leben. Ihr Traum war: Einmal heiraten und eine Familie gründen.

Sie wusste auch schon, wen sie heiraten würde. Er hieß Josef. Ein Handwerker und ein anständiger Kerl. Sie mochte ihn sehr. Die Eltern von beiden hatten schon die Verlobung arrangiert. So war das damals. Wenn Josef genug Geld für die Hochzeit verdient hat, dann würden sie heiraten können.

Maria träumte davon, mit Josef ein eigenes kleines Häuschen zu haben und Kinder zu bekommen und sie groß zu ziehen. Und sie hoffte, dass sie immer genug zu essen haben werden und in Frieden leben können.

Denn das war überhaupt nicht selbstverständlich damals. Römische Soldaten besetzten das Land. Immer wieder gab es Aufstände und blutige Vergeltung. Immer wieder gab es Hungersnöte und schlimme Krankheiten. Wenn man da ein friedliches Leben führen konnte und abends gesund und satt ins Bett ging, war das schon viel.

Also – ein ganz normales Mädchen mit ganz bescheidenen Träumen.

Maria glaubte an Gott und vertraute ihm. Sie betete und wollte mit Gott ihr Leben führen. Aber sie hätte nie erwartet, dass Gott ihr eines Tages so nahe kommen würde und dass Er ihre Lebenspläne so durcheinander bringen würde.

Alles fing damit an, dass ein Engel zu Maria kam.

(Bild 2)
Engel sind Boten Gottes. Sie kommen aus Gottes Welt und bringen uns Botschaften von Gott.

Maria kriegte einen Riesenschrecken als die den Engel sah.

Aber der Engel sagte: „Hab keine Angst! Gott ist mit dir. Er liebt dich und hat Großes mit dir vor. Du wirst ein Kind bekommen, einen Sohn. Der wird der Retter der Menschen werden.“

Maria traute ihren Ohren nicht. „Das kann doch gar nicht sein! Ich bin doch noch gar nicht mit Josef zusammen.“

Der Engel sagte: „Dieses Kind kommt von Gott. Er lässt es in dir wachsen, und es ist sein Sohn. Hab keine Angst!“

Maria war völlig verwirrt. Sie merkte, wie gerade ihre ganzen Lebenspläne durcheinander gerieten. Alles begann zu schwimmen.
Sie ahnte auch, dass da eine Menge Probleme auf sie zukommen: Schwanger werden ohne Vater, ohne Heirat – was werden die Leute sagen? Ihre Eltern? Und Josef erst! Das wird ein Skandal! Das gibt riesigen Ärger. Von wegen ein friedliches Leben!

Sie ahnte noch nicht, aber wir wissen es, dass noch mehr Veränderungen auf Maria zukommen werden. Die anstrengende Reise von Nazareth nach Bethlehem, die katastrophalen Umstände bei der Geburt, die Flucht nach Ägypten.

Gottes Sohn zur Welt bringen – das ist nicht nur schön! Und es bringt alles durcheinander.

Aber Maria hatte das Wort vom Engel im Ohr: Hab keine Angst! Fürchte dich nicht! Gott ist mit dir.

Und sie dachte: Wenn Gott dabei ist, wenn er an meiner Seite ist, dann wird es gut werden.

Und so ließ sie ihre Pläne los und sagte zum Engel: Ja, ich bin bereit. Ich stelle mein Leben Gott zur Verfügung. Es soll so geschehen, wie du gesagt hast.

Manchmal geraten Pläne durcheinander. Das ging nicht nur Maria so. Es kann auch uns passieren.
Auf einmal kommen die Dinge ganz anders als wir es denken und wünschen.

Die Pandemie jetzt bringt so vieles durcheinander.
Eine Veränderung im Job, eine Krankheit, ein Umzug, eine Trennung – und auf einmal sind unsere ganzen Pläne und Träume zerplatzt.

Das ist schwer. Das macht uns wütend wie Leo. Und es macht uns Angst.

Aber da können wir jetzt von Maria lernen.
Denn was der Engel zu Maria sagte, das sagt Gott auch zu uns:
Hab keine Angst! Ich bin mit Dir!

Das macht den Unterschied.
Wenn Gott auf unserer Seite ist, wenn er uns begleitet, dann können wir unsere Pläne loslassen und uns auf Neues einlassen.
Dann können wir wie Maria Ja sagen zu Gottes Wegen mit uns: Ja, mein Gott, ich bin bereit. Ich lasse mich auf deine Wege und auf neue Pläne ein.

Und dann können wir mutig nach vorne gehen in eine unerwartete Zukunft.
Hab keine Angst!
Amen.